Buddhismus Ngoc-Diep Ngo

Buddhas Lehre zeigt uns: Ich bin, was ich war, und ich werde, was ich jetzt tue
Ich komme aus dem ehemaligen Südvietnam. Weil dort Krieg herrschte, bin ich nach meinem Abitur 1969 zum Studium nach Deutschland gegangen. Bis 1976 habe ich in Hannover studiert. Danach arbeitete ich bis 1985 als Entwicklungsingenieur bei Continental.

Deutschland und speziell Niedersachsen sind meine Heimat. Ich lebe seit 47 Jahren hier. Da, wo du glücklich, friedlich und verantwortungsbewusst lebst, da ist deine Heimat. Darum ist Hannover mein Zuhause.


1975 wurde Südvietnam vom kommunistischen Nordvietnam erobert. Seitdem bin ich heimatlos, weil ich nicht mehr zurück kann. Ich fühle mich wie ein Drachen ohne Schnur. Darum wandte ich mich dem Buddhismus zu.
Ich arbeite in der Pagode Vien Giac in Hannover mit, als Leiter des ›Vietnamesisch- Buddhistischen Sozio-Kulturzentrums in Deutschland‹. Die Pagode ist eine Gründung von Vietnamesen, die als Flüchtlinge nach 1975 nach Niedersachsen gekommen sind. Es handelt sich um eine religiöse Einrichtung, in der es einen Tempel und ein buddhistisches Kloster gibt. Mittlerweile kommen Buddhisten aller möglichen Richtungen dorthin.


Je länger ich die Lehre Buddhas praktiziere, desto mehr sehe ich in den Religionen vieles, was gleich ist. Kernpunkt aller Religionen ist das Glück des Menschen und das Leben miteinander und füreinander. In der Praxis ist das manchmal sehr unterschiedlich, aber der Schwerpunkt liegt immer auf dem Menschen.

Die Lehre Buddhas ist ganz einfach und praktisch ausgerichtet. Sie zeigt uns hauptsächlich, dass alle Dinge vergänglich sind, und sie erklärt uns, warum sie entstehen. Nach Buddhas Lehre kann man sagen: von nichts kommt nichts. Die Entstehung aller Dinge, von Trauer, Wut und Ärger, hat eine Ursache. Wenn wir das erkennen, hilft es uns, Krankheit und alle Hochs und Tiefs im Leben zu überwinden.

1985 litt ich unter einem Burnout-Syndrom. Zuerst war meine linke Körperseite gelähmt, dann lag ich für zwei Wochen im Wachkoma. Ohne die Lehre Buddhas wäre ich da nicht herausgekommen.
Der Buddhismus ist wie Wasser, das die Form eines Gefäßes annimmt. Es gibt für mich keinen vietnamesischen oder tibetischen Buddhismus, es gibt keinen Theravada-, Mahayana- oder Zen-Buddhismus, sondern nur Buddhismus, wie er von Vietnamesen oder Tibetern praktiziert wird. Die jeweilige Kultur und die Zeitumstände prägen die Form, die die Buddha-Lehre und die buddhistische Praxis annehmen, aber der Inhalt bleibt.


Man erkennt am Verhalten einer Person, ob sie der Lehre Buddhas folgt. Durch seine Rede, durch seine Haltung und durch sein Handeln drückt ein Mensch aus, was aus seinem Geist kommt.