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Judentum Marina Baranova

Wir sollten unterschiedlich bleiben, so wie Musiker, und gemeinsam etwas Großes machen

Meine Mutter ist eine klassische Pianistin, und mein Vater ist ein Jazz Pianist und hat unterrichtet. Als Kind habe ich gedacht, alle Menschen auf der Welt seien Musiker. Alle Freunde und Familienmitglieder haben Musik gemacht. Wir hatten in jedem Zimmer in der Wohnung ein Klavier.

Foto: Patrice Kunte

Für einen Musiker ist Deutschland ein Paradies, weil die Menschen einerseits sehr gebildet und andererseits unglaublich emotional sind. Diese tiefe Emotionalität ist ein fruchtbarer Boden für Musik.

Foto: Patrice Kunte

Mein Ururgroßvater war ein Rabbiner. In der Sowjetunion wurde Religion unterdrückt, und meine Eltern haben die Tradition nicht gelebt. Judentum ist keine Religion. Das ist vielmehr eine Mentalitätssache.

Foto: Patrice Kunte

Bei mir passiert der Austausch mit Menschen anderer Religionen in und durch Musik. Ich habe am Samstag in Berlin in der Philharmonie mit sechs Musikern aus fünf Ländern gespielt. Es waren mindestens drei Religionen vertreten. Mein Musikpartner Murat Cos¸kun zum Beispiel ist ein Muslim.

Foto: Patrice Kunte

Musik befreit und gibt mir einen sehr starken Halt. Ich persönlich habe einen starken Glauben, aber ich muss nicht in die Synagoge gehen. Ich kann auf dem Flügel improvisieren und mich frei ausdrücken. Wenn ich kein Instrument habe, singe ich. Klezmer, die Musik osteuropäischer Juden, hat für mich eine besondere Bedeutung.

Wir sollten unterschiedlich bleiben, so wie Musiker auf der Bühne, von denen jeder für sich eine Welt ist, die aber miteinander harmonieren und dabei nicht vergessen, dass sie miteinander eine Bühne teilen und gemeinsam etwas Großes machen.

Foto: Patrice Kunte