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Religion Islam

Auf der Erde leben nach Schätzungen mehr als 1,5 Milliarden Muslime, die meisten von ihnen in Indonesien, Pakistan, Indien, Bangladesch, Ägypten, Nigeria, dem Iran und der Türkei. Die genaue Zahl der in Deutschland lebenden Muslime ist unbekannt. Sie dürfte bei etwa 4 bis 4,5 Millionen liegen. Die meisten von ihnen sind Angehörige der Familien der ehemaligen türkischen Gastarbeiter, die seit 1961 nach Deutschland kamen.

Das muslimische Leben in Niedersachsen ist außerordentlich vielfältig. Die vier größten und wichtigsten Gruppierungen sind die Sunniten, die Schiiten, die Aleviten und die Ahmadiyya. Darüber hinaus gibt es auch Muslime, die nicht religiös sind.

Die große Mehrheit der Muslime sind Sunniten. Der Name leitet sich her vom arabischen Wort ›sunna‹ (›Brauch, Verhaltensweise‹). Zur Sunna gehören die Aussprüche des Propheten Mohammed (Hadithe) und sein vorbildliches Verhalten. Neben den Worten der göttlichen Offenbarung, die im Koran versammelt sind, ist die Sunna die Grundlage des sunnitischen Islam.

Der zentrale Inhalt der Religion sind die sogenannten ›fünf Säulen‹: Das Glaubensbekenntnis (schahada; es gibt keine Gottheit außer Gott, Mohammed ist der Gesandte Gottes). Das täglich fünfmalige Gebet (salat). Das Fasten im Monat Ramadan (saum). Die Pflichtabgabe (zakat) und einmal im Leben im Wallfahrtsmonat die Wallfahrt nach Mekka (hadsch).

Die wichtigste Gruppe neben den Sunniten sind die Schiiten. Ihre Entstehung geht zurück auf die erste Zeit nach dem Tod des Propheten Mohammed (632 u.Z.), als sich die Frage stellte, wer der Führer der Muslime in der Nachfolge Mohammeds sein sollte (kalif).

Zur Spaltung kam es nach dem Tod Alis, als der Kalif Muawiyya ein erbliches Kalifat einführte. Die Mehrheit der Muslime akzeptierte es (Sunniten). Die Partei Alis aber stellte sich ihm entgegen (arabisch: Schiat Ali, daher: Schiiten). Die Schiiten stellen somit eine Art Oppositionsbewegung innerhalb des Islam dar. Ihr Glaubensbekenntnis unterscheidet sich vom sunnitischen dadurch, dass sie neben Mohammed auch Ali erwähnen, den sie als ›Freund Gottes‹ bekennen.

Foto: Patrice Kunte Ein Bild Alis und die Baglama gehören zu einem Cem-Haus wie diesem in Salzgitter

Die Aleviten sind eine in der Türkei und den Nachbargebieten verbreitete Richtung. Sie werden dort vom Mehrheitsislam als islamisch anerkannt. Sie selbst rechnen sich in der Regel dem mystischen Islam zu. In Deutschland und anderen Ländern gibt es heute auch Gruppen, die erklären, keine Muslime zu sein. Sie berufen sich auf ältere mystische Traditionen im Vorderen Orient.

Aleviten lehnen die fünf Säulen des Islams bis auf das Glaubensbekenntnis ab. Sie gehen auch nicht in ›Moscheen‹, sondern haben Versammlungshäuser, die auf Türkisch ›cem evi‹ heißen. In diesen Cem-Häusern gibt es keine Trennung nach Geschlechtern. Alevitische Frauen tragen grundsätzlich weder Schleier noch Kopftuch. Eine wichtige Rolle im Cem spielt die Musik, die auf der anatolischen Langhalslaute vorgetragen wird, der Baglama.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist eine islamische Gemeinschaft, die in den 1880er Jahren von Mirza Ghulam Ahmad in Britisch- Indien gegründet wurde. Der Name Ahmadiyya geht auf Mohammeds Beinamen ›Ahmad‹ zurück (arabisch: der Hochgelobte). Die Bewegung war vor allem in Europa, Afrika und Indien missionarisch tätig und auch in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg erfolgreich. Von vielen Muslimen wird die Ahmadiyya abgelehnt. In Pakistan werden ihre Anhänger schwer verfolgt.

Ahmadis verstehen sich selbst als Muslime. So treten sie auch in Niedersachsen auf. Als bisher einzige muslimische Gemeinschaft ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat in einigen Bundesländern als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.