Myriam Abdel-Rahman Sherif

Menschen sind unterschiedlich. Darum ist es wichtig, dass es unterschiedliche Religionen gibt

Geboren wurde ich in Äthiopien. Mein Vater ist Moslem, meine Mutter war damals noch Christin. Ich wurde christlich erzogen.

Foto: Patrice Kunte

Weil in Äthiopien ein Bürgerkrieg ausbrach, bin ich im Alter von 5 Jahren mit meiner Mutter und meinem Bruder nach Deutschland gekommen. Nach dem Fachabitur bin ich Kinderkrankenschwester geworden. Später habe ich berufsbegleitend eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Jetzt leite ich die Lotus Kinderkrippe, die zu unserem Tibet-Zentrum gehört.

Foto: Patrice Kunte

Die Geistesschulung im Buddhismus hilft mir, meinen Geist heilsam auszurichten, und mich ethisch gut zu verhalten. Wie schnell hat man ein kleines Tier tot getreten oder eine Fliege niedergeklatscht! Ich lernte eine gewisse Achtsamkeit zu entwickeln und insgesamt entspannter zu werden.

Ich meditiere täglich und spreche regelmäßig Tara- Gebete. Die grüne Tara ist im tibetischen Buddhismus ein weiblicher Buddha. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, schnell zu helfen. Ich spreche diese Gebete für andere und für mich.

Foto: Patrice Kunte

Am wichtigsten finde ich am Buddhismus das Prinzip von Ursache und Wirkung und damit die Lehre von Karma und Wiedergeburt. Der Glaube daran hat mir bei meiner Arbeit als Kinderkrankenschwester mit schwerstkranken Kindern auf der Kinderkrebsstation sehr geholfen.

Foto: Patrice Kunte

Als ich 16 Jahre alt war, gab es in Hannover eine Tibetausstellung. Die hat mich angezogen, und ich bin immer wieder hingegangen. Dann habe ich mich mit dem Dalai Lama beschäftigt, habe Bücher von ihm gelesen und ihn als Vorbild empfunden. So bin ich nach und nach Buddhistin geworden.

Foto: Patrice Kunte

An meiner Gebetskette könnte ein Außenstehender erkennen, dass ich Buddhistin bin. Vielleicht auch daran, dass ich Fliegen oder Bienen im Raum einfange, um sie draußen wieder frei zu lassen. Der interreligiöse Dialog ist einer der Schwerpunkte der Arbeit im Tibet-Zentrum. Wir sind Mitglied im Forum des Hauses der Religionen in Hannover und laden Menschen aus anderen Religionen zu uns ein.

Foto: Patrice Kunte

Wir haben großes Glück, in Deutschland zu leben. Es geht uns gut hier, und wir haben Religionsfreiheit. Ich wünsche mir, dass das erhalten bleibt und womöglich noch besser wird.

Foto: Patrice Kunte

Ich habe immer einen Hang zur Spiritualität gehabt. Ich habe katholische und evangelische Kirchen besucht. Als Teenager war ich auch mal in einer Moschee. Aber das war noch nicht das richtige für mich.

Buddhismus Myriam Abdel-Rahman Sherif